IOGT-Story
Die internationale Organisation der Guttempler hat im Laufe ihres nunmehr über 150-jährigen Bestehens, nicht zuletzt durch die beiden Weltkriege äußere Wandlungen durch-gemacht und innere Veränderungen erlebt, die auch vom Trend des Zeitgeschehens nicht unberührt geblieben sind.
Dennoch sind die grundsätzlichen Forder-ungen an die Mitglieder aller Guttempler-Verbände in der Welt die gleich geblieben: Unbedingte alkoholfreie Lebensweise, weil nur sie allein dem Hilfesuchenden Sicher-heit geben kann, Gleichberechtigung aller Menschen, unabhängig von Geschlecht, Rasse, Religion und Weltanschauung im Sinne der Brüderlichkeit und Förderung des Friedens in aller Welt.
Guttempler sind bewusst alkoholfrei lebende Menschen. Sie engagieren sich ehrenamtlich, informieren und helfen bei Alkohol- und Medikamentenproblemen. Guttempler unterstützen nicht nur den unmittelbar Betroffenen bei der Suche nach einen neuen Weg. Auch deren Partner, Kinder und Freunde sowie Kollegen treffen auf offenen Ohren für ihre Nöte.
Neben der Sucht-Selbsthilfe bieten die Guttempler-Gemeinschaften mit ihren kulturellen, sozialen und gesundheitlichen Zielen Raum für alkoholfreien Begegnungen, Weiterbildung und Freizeitgestaltung für alle Altersgruppen.
Die Guttempler sind davon überzeugt, dass jeder Mensch einzigartig ist und einen unendlichen Wert besitzt. Jeder Mensch hat ein Recht auf persönliche Freiheit und verpflichtet sich dazu, seinen Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität aller zu leisten.
Die Guttempler-Gemeinschaft ist das weiterführende Angebot für Menschen, die sich dem Guttempler-Orden als Mitglied anschließen wollen.
Man findet Guttempler-Gemeinschaften unterschiedlicher Prägung; es gibt Problem orientierte und solche, die sich vorwiegend mit gesellschaftlichen oder persönichkeitsbildenden Themen bzw. Freizeitbeschäftigungen befassen.
Guttempler gibt es weltweit. Sie haben international Programme zur Suchtvorbeugung, zum politischen Umgang mit Alkohol- und anderen Drogenproblemen sowie Hilfe für Abhängige und deren Angehörigen entwickelt.
Guttempler zeigen, dass neue Freundschaften entstehen und gepflegt werden können. Sie haben erkannt: sich selbst und anderen zu helfen macht Spaß und ist gelebtes soziales Engagement. Sie handeln aus Überzeugung und laden zum Mitmachen ein.
Enthaltsamkeit ist die Grundlage, Brüderlichkeit der Weg und Frieden das Ziel der Guttempler.
Die I.O.G.T. – Geschichte
Der Guttempler-Orden wurde am 11.07.1851 in Utica, einer kleinen Stadt im Staate New York/USA als „Order of Good Templars“ gegründet. Ein Jahr später bildete sich der “Unabhängige Guttempler- Ordens”.
Junge Männer und Frauen schlossen sich in Logen zusammen und versprachen sich gegenseitig, keinen Tropfen Alkohol mehr zu trinken und jedem zu helfen, der bereit war, Hilfe und Beratung bei persönlicher Alkoholgefährdung oder in der Familie anzunehmen.
Neben dem Sklavenproblem war nämlich der Alkoholismus damals bereits eines der stärksten innerpolitischen Probleme der neuen Welt.
Die Gründer des Guttempler-Ordens hatten bereits damals erkannt, dass bei stärkerer Neigung zum Alkohol jegliche Mäßigkeit vergeblich war, und dass es das erste Glas war, das den Alkoholgefährdeten immer wieder in den Teufelskreis hineinzog und zurückwarf. Eine Erkenntnis, die Jahrzehnte später die Wissenschaft bestätigte.
Die ersten Mitglieder sind um ihrer selbst und um des Nächsten Willen zu dem Entschluss gekommen, den Guttempler-Orden ins Leben zu rufen. Sie wählten für ihre Zusammenkünfte eine Arbeitsweise, die nicht dem trocken-sachlichen Vereinsleben entliehen war. Jede Zusammenkunft sollte eine Stunde der Besinnung und der Ermutigung sein.
Da die Mitglieder – ältere wie jüngere – ständig einen Impuls zu lebendigem Schaffen erhalten sollten, entwickelte man eine Form, die weniger auf Verstand als auf Gefühl und Willen abgestimmt war.
In Anlehnung an die Tempelritter, die gleichzeitig kämpften und Verwundeten halfen und sie pflegten, wählte man die Bezeichnung “Orden der Guten Templer”.
Der Orden blieb nur 17 Jahre auf Amerika begrenzt. Der 24-jährige Malergeselle Joseph Malins, der zwei Jahre zuvor nach USA ausgewandert war, brachte den Orden nach England, seinem Heimatland und damit nach Europa.
1877 wurde die erste Gruppe in Norwegen gegründet. 1879 fasste der Orden in Schweden und 1880 in Dänemark Fuß.
Von unseren nördlichen Nachbarn kam der Orden kurze Zeit später nach Deutschland. Andere Kanäle führten von den USA und von England aus nach Mittel- und Südeuropa, nach Afrika, Asien und Australien. Aus dem ursprünglichen “Inde-pendent Order of Good Templars” wurde der “International Order of Good Temp-lars”, ohne dass die traditionelle Abkürzung I.O.G.T. geändert zu werden brauchte.
Diese Buchstabenfolge blieb auch erhalten, als man 1966 in Lausanne beschloss, Orden in Organisation umzuwandeln. Diese Änderung waren Anschlusswünsche mehrerer Abstinenz-Verbände aus verschiedenen Ländern, die nicht in einer Guttempler-Tradition gewachsen waren, sich aber dem Guttempler-Orden verbunden fühlten und als Mitgliedsverbände oder “abgeschlossene Organisationen” beitreten wollten. Das galt insbesondere auch für alle mohammedanischen Vereinigungen und Zusammenschlüsse. Deshalb heißt es heute im englischen Sprachgebrauch “International Organisation of Good Templars – I.O.G.T”.
Guttempler in Deutschland
Ab etwa 1820 kam es in Deutschland zu einem rasanten Anstieg des Alkoholkonsums, der um 1900 mit jährlich 10 Litern reinen Alkohols pro Kopf bereits das Niveau von heute erreichte.
Durch die Industrialisierung in den Städten setzte eine gewaltige Landflucht ein. Immer mehr Menschen zog es in die Städte, um hier Arbeit zu finden. Sie verließen damit ihre sozialen Bindungen innerhalb von Großfamilien und mussten nun meist isoliert und anonym in der bedrückenden Enge der städtischen Elendsviertel leben.
Diese Menschen waren besonders anfällig dafür, mit Hilfe von Alkohol kurzfristig ihre Sorgen zu betäuben und ihrem Elend zu entfliehen. Die Kneipe um die Ecke war für sie darüber hinaus ein viel angenehmer Aufenthaltsort, als ihre kalten, nassen und viel zu kleinen Wohnungen. Die Problematik wurde durch neue Erfindungen und Transportmöglichkeiten noch begünstigt.
Die „Mäßigungsbewegung“ wurde zur größten und wichtigsten Bewegung des 19. Jahrhunderts. Bereits 1845 hatten in Deutschland auf Anregung des Königs Friedrich Wilhelm III. von Preußen 1,65 Millionen Menschen freiwillig schriftlich erklärt, sich des Schnaps zu enthalten. Diese Volksbewegung brach mit der Revolution von 1848 zusammen. An ihrer Stelle gründeten sich die bis heute bestehenden Abstinenzvereine. Ihr Ziel war es, Alkoholkranke nicht mehr wie bisher in Anstalten einzusperren, sondern ihnen und ihren Familien wirksam zu helfen, vom Alkohol loszukommen.
Der Guttempler-Orden kam über Dänemark nach Deutschland. Am 18.02.1878 wurde die erst deutschsprachige Gemeinschaft, die Tyksland Storloge Nr. 1, Deutschen Großloge Nr. 1 in Nordschleswig – heute dänisches Gebiet gegründet. Am 06.10.1889 erfolgte die Gründung des Deutschen Guttempler-Ordens mit der Deutschen Großloge Nr. 2.
Im Jahre 1900 wird der Deutscher Guttempler-Orden ein eingetragener Verein mit 9.273 Mitgliedern und es entwickelten sich bis 1913 insgesamt 1440 Guttempler-Gemeinschaften mit insgesamt 77.301 Mitgliedern (4.).
Guttempler in Nienburg (Weser)
1912 bis 1945
In Nienburg erkannten verantwortungsbewusste Bürger schon vor fast 100 Jahren, dass man dem Beispiel des im Jahre 1851 in Utica (USA) gegründeten Guttempler-Ordens folgend, Alkoholgefährdeten nur in einer Gemeinschaft Gleichgesinnter helfen kann.
Nachdem die erste Guttempler-Loge im damaligen Deutschen Reichsgebiet am 12. Juli 1883 in Hadersleben gestiftet wurde, schlossen sich 29 Jahre später, am 10. November 1912 Männer und Frauen, die sich gegenseitig versprachen, keinen Alkohol mehr zu trinken, zur „Loge Im Sicherheitshafen Nr. 1621 in Nienburg a. Weser“ zusammen.
Die ersten Mitglieder sind um ihrer selbst und um den nächsten Willen zur Gruppengründung geschritten. Die Gruppe traf sich Sonntags in der Großen Kirchstraße Nr. 3. Hochtempler war Karl Kasten, dem Willi Bultmann helfend zur Seite stand. Diese Gruppe muss schnell sehr aktiv gewesen sein; denn bereits im Januar 1913 traf der Wirteverein die Feststellung: „Die Agitation gegen den Alkohol durch die Blaukreuzvereine wirkt sich geschäfts-schädigend aus“.
Im September 1913, als es dem „Wirteverein“ um die Verlängerung der Polizeistunde ging, meinte der damalige Landrat Adolf von Buschmann u. a. dazu: „Auch wäre es nicht zweckdienlich; denn wenn die Landarbeiter die halben Nächte in den Wirtshäusern sitzen, dann können sie nicht früh mit der Arbeit beginnen“.
Davon, dass man mit den Alkoholikern in der Wortwahl nicht gerade zimperlich umging, zeugt eine Begebenheit. Im Januar 1914 musste ein Gastwirt sechs Mark Strafe zahlen, „weil er an einen auf der Säuferliste stehenden Menschen Spirituosen verabreichte“. Seinerzeit gaben die Landratsämter von Alkoholikern sogenannte „Säuferlisten“ heraus, die den Gastwirten unter Androhung von Strafeverboten, an diesen Personenkreis Alkohol auszuschenken.
Wie unwürdig war es damals, kranke Menschen schlechthin als „Säufer“ abzustempeln; eine Diskriminierung, die daneben noch dazu beitrug, dass dem Alkohol noch mehr zugesprochen wurde.
Durch den 1. Weltkrieg litt, wie in anderen Vereinen und Verbänden, auch die Arbeit der Gemeinschaft „Im Sicherheitshafen“. Viele Guttempler mussten Kriegsdienst leisten. Da etwa die Hälfte der Guttempler Frauen waren, sorgten diese, so gut es ging, für den Fortgang der Arbeit. Die Nachkriegszeit mit Inflation erschwerten den Wiederaufbau sehr.
Erst im Jahre 1927, neun Jahre nach Ende des 1. Weltkrieges, war die Gruppe wieder voll aktiv. Ein Mitgliederverzeichnis aus damaliger Zeit zeugt davon, dass in dieser Gruppe im Jahre 1928 nicht weniger als 51 Geschwister (Ehemänner und -frauen) vereinigt waren. Es wurden regelmäßig Gruppenabende abgehalten.
Ein Mitgliederverzeichnis aus damaliger Zeit zeugt davon, dass in dieser Gruppe im Jahre 1928 nicht weniger als 51 Brüder und Schwestern, das heißt, Ehemänner mit ihren Ehefrauen, vereinigt waren. Hiervon hatten 13 Brüder bereits den Distriktgrad erworben. Wie dieses Verzeichnis weiter ausweist, wurden regelmäßig Gruppenabende abgehalten. Erwähnenswert ist auch, dass von den 51 Mitgliedern nur eine Schwester austrat; die anderen Mitglieder blieben ihren Grundsätzen treu. Dokumente aus damaliger Zeit wie das nebenstehende Programm zum 16-jährigen Stiftungsfest am 11. November 1928 bestätigen die Aktivitäten dieser Guttempler-Loge.
Am 24. Juni 1928 wurde, wie aus dem Verzeichnis der Grund-, Wehr- und Jugendlogen aus dem Jahre 1932 hervorgeht, die zweite Nienburger Guttempler-Gruppe „Bastion Hoffnung“ gegründet, die ihre Gruppenarbeit mittwochs in der Baugewerkschule durchführte. Hochtempler war hier Karl Bröger, der in seiner Arbeit von Eduard Vogler unterstützt wurde. Von 1927 bis 1933, also ganze sieben Jahre konnten die beiden Nienburger Gruppen noch unbehelligt weiterarbeiten. Am 30. Januar 1933 brach die Demokratie in Deutschland zusammen, die Hitlerdiktatur folgte. Damit begann für den Orden, für Deutschland und der ganzen Welt ein neuer Abschnitt in der Geschichte.
Im März 1933 erregte das Wort „Loge“ bei den neuen Machthabern ebenfalls Unwillen, weil es an die inzwischen verbotene Freimaurerloge erinnerte. Das Wort musste durch „Heim“ ersetzt werden und auch die bisherigen Distrikte mussten in „Gaue“ umbenannt werden.
Im September 1933 richtete der nationalsozialistische Staat als sogenannte Dachorganisation der deutschen Alkoholgegnerbewegung die „Reichsfach-gemeinschaft der deutschen Alkoholgegnerbewegung“ ein, die dem Reichsministerium des Inneren angegliedert wurde. Die enge Zusammenarbeit des Deutschen Guttempler-Ordens mit anderen Verbänden gegen den Alkoholismus wurde auch im „Dritten Reich“, soweit es sich um Abstinenzverbände handelte, fortgesetzt.
Nach dem 30. Januar 1933, der sogenannten „Machtübernahme“, musste der Deutsche Guttemplerorden seine Sitten und Gebräuche ablegen. Die internationalen Bindungen mussten aufgelöst werden. Das Emblem, das die Weltkugel mit den Insignien „IOGT“ zeigt, unter dem alle Guttempler in der Welt vereinigt waren, mussten die Deutschen Guttempler aufgeben. Fortan hieß es dann „DGTO“ (Deutscher Guttemplerorden).
Am 05. Mai 1937 schlossen sich dann der „Deutsche Guttempler-Orden „und der „Deutsche Bund für alkoholfrei Kultur“ zum „Deutschen Bund zur Bekämpfung der Alkoholgefahren“ zusammen.
In den Jahren 1939/40 gab es auf dem zivilen Sektor noch Alkoholprobleme. Die Rationierung aller Nahrungs- und Genussmittel sorgte dann aber für den Rückgang der Trunksucht. Reichlich floss dagegen bei allen Wehrmachtsteilen der Alkohol. Je länger der Krieg währte, je mehr männliche Gruppenmitglieder wurden eingezogen. Nach der Ausrufung des „Totalen Krieges“ kam die Arbeit der Nienburger Gruppen zum Erliegen.
Der Zweite Weltkrieg veränderte die Arbeit der beiden Nienburger Gruppen von Grund auf. Die freie Meinungsäußerung wurde noch mehr eingeschränkt. Das Reichspropagandaministerium gab unter anderem für die Schriftleitung des „Neuland-Verlages“ Anweisungen darüber heraus, was und wie publiziert werden durfte.
Im September 1941 ging bei den beiden Nienburger Gruppen ein Rundschreiben des „Deutschen Bundes zur Bekämpfung der Alkoholgefahren“ zu, in dem betont wurde: „In luftgefährdeten Gebieten werden die Sitzungen in Folge des früher einsetzenden Fliegeralarmes oft kürzer sein“.
1945 bis 1983
Im April 1945 war jeder froh, dass der unglückselige Zweite Weltkrieg, der auch in die beiden Nienburger Guttempler-Gruppen Lücken riss, beendet war. In diese Zeitspanne kam es zu keinen Guttempler-Aktivitäten in Nienburg.
Mit dem Ende der Gewaltherrschaft begannen für den Guttemplerorden in Deutschland schwere Zeiten des Wiederaufbaues. Während der Guttempler-Orden im zerstörten Deutschland die Arbeit, trotz widriger Verhältnisse kontinuierlich wieder aufnahm, wird es um die Nienburger Logen „Im Sicherheitshafen“ und auch um die „Bastion Hoffnung“ still.
Wenn auch die Besatzungsmacht zunächst ein striktes Alkoholverbot für die Deutschen verhängte, so hätten die beiden Nienburger Gruppen sich doch spätestens wieder im Jahre 1945 zusammenfinden müssen, als man selbst wieder Wein machte und die Schwarzbrennerei mit dem „Rübenschnaps“ begann.
Wenn es Alkoholprobleme gab, wandte man sich zunächst an seinen Hausarzt, der wiederum das Gesundheitsamt einschaltete, wenn es um Zwangs-einweisungen von Alkoholkranken ging. Schwere Fälle kamen, wie sich Frau Lüßenhop erinnert, nach 1945 in das ehemals bei den Nazis so berüchtigte Arbeitslager Moringen in der Nähe von Northeim.
In den fünfziger Jahren wurde in der Tuberkulose-Heilstätte (früheres Hotel Tegtmeier) Bad Rehburg, durch das Niedersächsische Landeskrankenhaus in Wunstorf eine Station von Alkoholkranken eingerichtet. Inzwischen modernisiert und erweitert und letzendlich geschlossen, haben hier viele Patienten Heilung gefunden.
Der erste Anstoß, etwas für Alkoholkranke zu tun, kam am 13. Februar 1973 von einem selbst betroffenen, der bereits erfolgreich eine Entziehungskur hinter sich gebracht hatte. Er bot dem damals noch Staatlichen Gesundheitsamt in Nienburg seine Hilfe und Erfahrungen an, um sich selbst trocken zu halten und den andern alkoholkranken Mitmenschen zu helfen.
Während man sich im Zuständigkeitsbereich des Gesundheitsamtes Nienburg noch bemühte, eine Gruppe für Alkoholkranke zu bilden, hatte sich dagegen bereits im Mai 1973 in der Außenstelle in Stolzenau ein „Freundeskreis“ für Alkoholkranke gebildet, der bis heute – inzwischen ein eingetragener Verein – immer noch aktiv ist.
Die Sozialarbeiterin Herta Ott, die sich federführend um die Gründung einer Nienburger Gruppe bemühtem arrangierte ab Juni 1973 mit ehemaligen Alkoholabhängigen und den Ärzten Dr. Andress und Dr. Hermann von der Außenstelle des Landeskrankenhauses in Bad Rehburg mehrere „Rehburger Gespräche“, die letztendlich dazu führten, dass sich am 10. Januar 1974 zum erstenmal Alkoholkranke im Gemeindehaus der Nienburger Kreuzkirche im Leintor trafen.
09. Oktober 1976, Gründung der Guttemplergemeinschaft „Nienburg/Weser“
Bei einer Zusammenkunft am 08. April 1976 im Gemeindehaus der Nienburger Kreuzkirche wurden die Weichen zur Gründung der Guttempler-Gruppe in Nienburg gestellt. Dank der Verbindung mit den Guttemplern aus Hannover nahmen vier ihrer Mitglieder an den Zusammenkünften in Nienburg bis zur Gründung der Nienburger Gruppe teil. Die traten dann später zur Nienburger Gruppe über.
31. Januar 1981, Gründung der Guttemplergemeinschaft „Eystrup-Hoya“
Bereits seit August 1979 trafen sich Betroffene aus dem jetzigen Nordkreis in dem aus der Gemeinschaft Nienburg hervorgegangenen Guttempler-Stützpunkt Eystrup. In einer Feierstunde wurde am 31. Januar 1980 die 53. Gruppe in Niedersachsen gegründet.
23. August 1981, Gründung der Guttemplergemeinschaft „Bastion Hoffnung“
Wie die Guttempler-Gemeinschaft „Eystrup-Hoya“, so entstand auch die neue Guttempler-Gemeinschaft „Bastion Hoffnung“ aus der Gemeinschaft „Nienburg“, da diese Gruppe zahlenmäßig zu groß geworden war.
Die Stiftung fand am 23. August 1981 im Gemeindesaal der Kreuzkirche Nienburg statt. Mit der Namensgebung setzte man die Tradition der am 24. Juli 1928 als zweite Nienburger Guttempler-Gruppe gestiftete „Bastion Hoffnung“, um die es nach Ende des Zweiten Weltkrieg still geworden war, fort. Der damalige Sozialamtsleiter der Stadt Nienburg versprach, für die neu gegründete Gemeinschaft die Raumfrage zu klären.
November 1981, Guttempler-Gemeinschaften bilden Arbeitsgemeinschaften
Um die Guttempler-Arbeit noch weiter zu forcieren, schlossen sich in einer gemeinsamen Vorstandssitzung im November 1981 in der Nienburger Kreuzkirche die Guttempler-Gemeinschaften „Nienburg“, Bastion Hoffnung“ und „Eystrup-Hoya“ auf Kreisebene zu Arbeitsgemeinschaften der Sachgebiete „Suchtgefährdetenhilfe“ und „Öffentlichkeits-arbeit“ zusammen. Die Arbeitsgemeinschaften treten unter anderem mit Vortrags-abenden an die Öffentlichkeit.
1983 Auflösung der Gemeinschaft Eystrup-Hoya
Die Gemeinschaft “Eystrup-Hoya“ wurde als Guttempler-Gemeinschaft aufgelöst und arbeitet heute unter dem Namen „Verein für Suchtkrankenhilfe Eystrup/Hoya und Umgebung“. In Hoya wurde ein Stützpunkt der Gemeinschaft „Nienburg“ eingerichtet.
06. Januar 1983, Beratungs- und Behandlungsstelle als Modellversuch
Die bereits seit Mitte 1981 geplante „Beratungs- und Behandlungsstelle für Suchtkranke und Gefährdete“ wurde am 06. Januar 1983 in der Bismarckstraße 23 in Nienburg eingerichtet. Ohne die vielen Aktivitäten der Guttempler-Gemeinschaften aus dem Landkreis Nienburg wäre es wohl kaum zu dieser Einrichtung gekommen.
Das Niedersächsische Sozialministerium, der Landkreis Nienburg, die Stadt Nienburg sowie die Freien Wohlfahrtsverbände hatten hiezu auch den Weg mit eingeebnet. Bei der erschreckenden Zunahme des Alkoholismus lag ein echtes Bedürfnis vor, die Suchtberatungsstelle einzurichten, denn die Zeit der ehrenamtlich tätigen Guttempler, die neben ihrem Brotberuf diese schwierige Aufgabe übernahmen, reichte allein nicht aus. In der Suchtberatungsstelle arbeiteten damals neben einer hauptamtlichen Kraft auch die Mitglieder der Nienburger Guttempler-Gemeinschaften nach Feierabend im so genannten „Spätdienst“.
So weit die Aufzeichnungen der „Chronik der Guttempler in Nienburg“, entnommen aus der Festschrift „Zehn Jahre Guttempler Gemeinschaft „Nienburg“, 5 damals zusammen-gestellt von Frau Herta Ott und Herrn Alfred Dreppenstedt.
Dieser Anstoß bewirkte, dass die Sozialarbeiterinnen des Gesundheitsamtens sich, wie es damals hieß, mit der „Trinkerheilführsorge“ befassen mussten. Hierbei wurde die Sozialarbeiterin Herta Ott, die sich auch noch nach ihrer Pensionierung ehrenamtlich in den Dienst der Hilfe für alkoholgefährdeten Mitmenschen stellte, das erste Mal persönlich mit diesem Problem konfrontiert, weil es sich um einen Fall aus ihrem Bezirk handelte.
1983 bis heute
Die Beratungsstelle des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, die 1983 nach Nienburg kam, wurde als professionelle Einrichtung für Suchtgefährdete, Suchtkranke und Angehörige schnell zu einem festen Begriff. Diese Einrichtung befindet sich heute in der Von Phillipsbornstraße und arbeitet mit den Selbsthilfegruppen aus Stadt und Landkreis Nienburg zusammen.
20.-22.10.2006 Herbstdistrikttag 2006 in Nienburg
Der Deutsche Guttempler-Orden (I.O.G.T.), Distrikt Niedersachsen und Sachsen-Anhalt veranstaltet den Landesverbandstag 2006 in der Zeit vom 20.10. – 22.10.2006 in Nienburg/Weser.
21. Oktober 2006, Gründung der Guttemplergemeinschaft „Hoya und umzu“
Gründung der Gemeinschaft „Hoya und umzu“ anlässlich des in Nienburg stattfindenden Herbstdistrikttag 2006
2010 Auflösung der Guttemplergemeinschaft „Stiftshügel“ in Wunstorf
Plötzlich und unerwartet löste sich diese Gemeinschaft auf.
23. August 2011, 30 Jahre Guttemplergemeinschaft „Bastion Hoffnung“
30 Jahre Guttempler-Gemeinschaft Bastion Hoffnung bedeutet 30 Jahre ehrenamtliche Sozialarbeit mit dem direkten Dienst an unseren Mitmenschen! Denn die Gemeinschaften des Deutschen Guttempler-Ordens sind den Selbsthilfegruppen zuzuordnen und spielen eine wichtige Rolle für die Überwindung von Problemen, die mit Alkohol oder anderen Suchtmitteln in Verbindung stehen. Gefeiert wurde das Jubiläum in einer Feierstunde als „Besonderer Gemeinschaftsabend“ mit zahlreichen Gästen, sowie einem Ausflug nach Mardorf und zur Insel Wilhelmstein.
Aussichten und Ziele
Die Guttempler-Gemeinschaften „Nienburg“ und „Bastion Hoffnung“ bilden heute zusammen mit den Gemeinschaften „Hoya und umzu“ und „Neustadt“ (Neustadt a. Rbge.) den Kreis Neustadt-Nienburg, der neben weiteren Kreisen dem I.O.G.T. Distrikt Niedersachsen und Sachsen-Anhalt angehört. Die Guttempler-Gemeinschaften aus Nienburg nutzen immer Veranstaltungen der Stadt Nienburg wie „Nienburger Herbst“, „Altstadtfest“, „Adventsbasar“ oder „Nienburger Selbsthilfetage“ zur Selbst-darstellung in der Öffentlichkeit und nehmen mit Informationsständen an diesen Veranstaltungen teil.
Mitmachen im Deutschen Guttempler-Orden kann Jeder! Voraussetzung für die Mitgliedschaft ist eine Lebensweise frei von Alkohol und Medikamentenmissbrauch sowie das Streben nach Brüderlichkeit und Frieden.
Alle Guttempler-Gemeinschaften gestalten ihre Programme ganz individuell mit den unter-schiedlichsten Themengebieten, wobei die Sucht-problematik der Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Vordergrund steht. Allwöchentlich werden von den Suchthelfern aller Gemeinschaften zahlreiche Gäste begrüßt, die aus eigener Betroffenheit oder als Angehörige von Betroffenen Hilfe suchen
Bei den Freizeitaktivitäten der Gemeinschaften wird deutlich, dass bei den regelmäßigen wöchentlichen Treffen nicht nur Probleme gewälzt werden. Regelmäßige Ausflüge, Fahrradtouren um nur einiges zu nennen stehen jedes Jahr auf dem Terminplan beider Guttempler-Gemeinschaften.
Quellen- und Literaturangaben
1. Merkblätter „Soziales Engagement für Guttempler“, Stand 12.02.2004
2. Programmheft „Guttempler in Niedersachsen u. Sachsen-Anhalt “
3. Buch „Lieber schlau als blau“, Johannes Lindemeyer
4. Arbeitshilfen für Guttempler, GBW-Impulse, Guttempler-Bildungswerk
5. Zehn Jahre Guttempler-Gemeinschaft „Nienburg“, 1986
6. Die Geschichte der Guttempler in Deutschland, A. Kössel